Galle

Erkankungen | Therapien

Die Gallenblase ist ein Anhangsgebilde der Gallenwege. Sie befindet sich anatomisch an der vorderen Unterseite des rechten Leberlappens und liegt etwa auf Höhe des rechten Rippenbogens. Daher projizieren sich Schmerzen der Gallenblase bevorzugt auf diese Region, sie können aber auch einen gürtelförmigen Charakter haben und in die rechte Schulterregion ausstrahlen. Die Gallenblase hat eine Reservoirfunktion für die ständig von der Leber gebildete Gallenflüssigkeit und stößt diese z. B. bei der Nahrungsaufnahme in den Dünndarm aus.

Gallensteine und ihre Folgen

Durch verschiedenste Faktoren kommt es in der Gallenblase recht häufig zur Bildung von Steinen. Diese können völlig unbemerkt bleiben (man spricht dann vom beschwerdefreien Gallensteinleiden oder medizinisch von der asymptomatischen Cholezystolithiasis). Gallensteine können aber auch die Grundlage für schwer wiegende Krankheitsprozesse sein, so für Gallenblasenkrämpfe („Koliken“) und für Entzündungen (Cholezysitis) und Vereiterungen der Gallenblase (Gallenblasenempyem). Es kann auch zum Übertritt von Gallensteinen in den Hauptgallengang kommen (med. Choledocholithiasis), was letztlich zu einer kompletten Verlegung der Gallengänge mit Ausbildung einer Gelbsucht (medizinisch: cholestatischer Ikterus) führen kann. Von Gallenblasensteinen und ihren Komplikationen sind besonders häufig Frauen ab dem Fortpflanzungsalter betroffen.

Therapie

Haben Gallensteine mindestens einmal zum Auftreten von klinischen Beschwerden geführt, wird im allgemeinen die Entfernung der steintragenden Gallenblase empfohlen (med.: Cholezystektomie). Es handelt sich hierbei um eine sehr häufige Operation mit mehreren hunderttausend Eingriffen pro Jahr allein in Deutschland. Das Verfahren der Wahl ist in der modernen Chirurgie die laparoskopische Operation (Stichwort „Schlüssellochchirurgie“), die eine schonende und schmerzarme Behandlung ermöglicht. 

Ob dieses Verfahren zum Einsatz kommen kann oder die herkömmliche offene Operation die bessere Behandlungsalternative darstellt, sollte in einem persönlichen Gespräch mit dem Operateur geklärt werden. Hier können Voroperationen, Begleiterkrankungen und andere Umstände den Ausschlag für die Wahl des optimalen Verfahrens geben. In den meisten Fällen ist nur ein kurzer Aufenthalt in der Klinik erforderlich (2-4 Tage), und die Patienten können gleich nach der Operation aus dem Bett heraus mobilisiert werden und nach kurzer Zeit Nahrung und Getränke zu sich nehmen.

Erkrankungen der Gallenwege

Die häufigste Operation der Gallenwege im weiteren Sinn ist die Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie, siehe dort), die bei Gallensteinleiden und deren Komplikationen erforderlich wird. Im engeren Sinn sind hier aber Eingriffe an den großen Gallenwegen gemeint. Durch Tumore und chronische Entzündungen, aber auch durch Verletzungen kann es zu Abfluss-Störungen der Galle kommen. Hierdurch wird eine Gelbsucht ausgelöst, die den Patienten zum Arzt führt und die weitere diagnostische Abklärung bewirkt. Bösartige Tumore können das Gallenwegssystem innerhalb der Leber betreffen (cholangiozelluläre Karzinome, CCC) oder in den Gallenwegen außerhalb der Leber wachsen. Hier unterscheidet man Tumore im Gabelbereich des Hauptgallengangs (Hepaticusgabelkarzinome oder Klatskin-Tumore) und im weiteren Verlauf des Hauptgallengangs bis zum Zwölffingerdarm, so genannte Choledochuskarzinome.

Therapie

Die Behandlung dieser Geschwülste besteht nach Möglichkeit in einer chirurgischen Tumorentfernung. Der Gallengang wird dann meist durch Dünndarmschlingen ersetzt, um den Abfluss der Galle aus der Leber zu gewährleisten(biliodigestive Anastomose). 

Selten führen vorangegangene Gallenblasenoperationen zu Schädigungen an den Gallenwegen („iatrogene Gallengangsläsionen“). Auch in diesen Fällen besteht das operative Prinzip in einer Widerherstellung der Abflusswege durch Dünndarmschlingen oder durch eine Erweiterung und Naht der betroffenen Gallengänge. Die Chirurgie der Gallenwege stellt hohe Ansprüche an das Behandlungsteam. Erfahrungen in der Lebertransplantation haben geholfen, die Techniken dieser Operationen zu verfeinern und bessere Ergebnisse zu erzielen. Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung von Gallenwegserkrankungen ist die enge Kooperation mit der Gastroenterologie, einer Spezialdisziplin der Inneren Medizin. Dies ermöglicht die genaue Diagnosestellung und die gemeinsame (interdisziplinäre) Wahl des optimalen Behandlungswegs, der nicht selten Operationen durch andere, weniger belastende Verfahren ersetzen kann.

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