Leber
Erkrankungen | Therapie | Transplantation
Die Leber ist mit einem Gewicht von ca. 1,5 kg das größte innere Organ. Sie hat eine zentrale Rolle im Stoffwechsel und ist der wichtigste Eiweißproduzent unseres Körpers. Nahezu alle Gerinnungsfaktoren werden hier produziert; dies erklärt die Blutungsneigung bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen. Zusätzlich finden in der Leber entscheidende Entgiftungs- und Abbauprozesse statt, so auch der Abbau vieler Medikamente.
Eine besondere Eigenschaft der Leber ist ihr hohes Regenerationspotenzial. Auch nach der Entfernung großer Leberanteile (bis zu 80 % des Gewebes) kann sich das Organ innerhalb weniger Wochen bis Monate wieder zu seinem ursprünglichen Volumen und Funktionszustand erholen. Dies ist eine wichtige Grundlage ausgedehnter Leberoperationen.
Erkrankungen
Es gibt eine große Anzahl von Krankheitszuständen, bei denen chirurgische Eingriffe an der Leber erforderlich werden können. Dazu gehören primäre und sekundäre Tumore, Entzündungen/Infektionen, Verletzungen und Folgen der Leberzirrhose.
Auch einer der häufigsten Eingriffe in der Chirurgie überhaupt, die Entfernung der Gallenblase, findet in direkter Nachbarschaft der Leber statt und kann sie daher unmittelbar betreffen.
Tumore
Primäre Tumore (d. h. direkt in der Leber entstehende bzw. von Leberzellen ausgehende Tumore) können gut- oder bösartig sein. Beispiele für gutartige Tumore sind Adenome, Hämangiome (Blutgefäßmissbildungen), die follikulläre noduläre Hyperplasie (FNH), Gallengangsfehlbildungen und andere mehr. Ob ein gutartiger Tumor in der Leber verbleiben kann oder besser entfernt werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab und sollte mit einem erfahrenen Leberspezialisten besprochen werden. Eine Entfernung kann z. B. erforderlich sein, wenn von der Geschwulst ein erhöhtes Blutungsrisiko ausgeht, oder wenn die Gefahr eines Übergangs in einen bösartigen Tumor besteht.
Infektiöse Tumore bilden eine Sonderform: Abszesse sind eitergefüllte Hohlräume, die entlastet werden müssen; sie können z. B. durch bakterielle Darmentzündungen aber auch durch Amöben verursacht werden. Echinokokkuszysten sind parasitäre Gebilde (Hundebandwurm, Fuchsbandwurm), die besondere Ansprüche an die operative Behandlung stellen können.
Sekundäre Tumore der Leber sind ganz überwiegend Metastasen (Absiedlungen) von Tumoren, die an anderer Stelle im Körper wachsen. Die Zellen von diesen (Primär-)Tumoren können über den Blut- oder Lymphweg in die Leber oder in andere Gewebe verschleppt werden (Lymphknoten, Lunge, Haut, Gehirn und andere). Hier ruhen sie manchmal über längere Zeit; wenn es zu einer Vermehrung der Zellen kommt, entstehen Metastasen (Tochtergeschwülste), die sich im Ultraschall erkennen lassen oder mit anderen Röntgenmethoden (Computertomografie, Kernspinntomografie) nachgewiesen werden können. Dies kann auch Jahre nach einer Tumorerkrankung der Fall sein und ist eine der Gründe, warum Ihr Arzt Ihnen Tumornachsorgeuntersuchungen empfiehlt, wenn Sie einmal eine Krebserkrankung hatten. In vielen Fällen können die Metastasen durch geeignete Behandlungen beseitigt werden und so noch eine Heilung erreicht werden.
Chirurgie
Die Chirurgie von Lebermetastasen spielt dabei eine bedeutende Rolle. Am häufigsten treten Lebermetastasen als Folge von Tumoren im Dickdarm auf; dies hängt damit zusammen, dass das gesamte Darmblut direkt durch die Leber „gefiltert“ wird. Wenn diese Absiedlungen in der Leber rechtzeitig entdeckt werden und bestimmte Grenzen nicht überschreiten, sind sie einer chirurgischen oder kombinierten Therapie zugängig. Ein erfahrener Leberchirurg kann beurteilen, ob ein solcher Eingriff Erfolg verspricht und ob er technisch mit ausreichender Sicherheit für den Patienten vorgenommen werden kann. Zu diesem Zweck stellt der behandelnde Hausarzt oder Krebsspezialist die betroffenen Patienten mit ihren Untersuchungsbefunden in einer geeigneten Klinik vor.
Verfahren
Dem Chirurgen stehen wiederum verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung: die komplette Entfernung des von Metastasen betroffenen Leberanteils, die Entfernung von einzelnen Herden oder die Zerstörung von Metastasen innerhalb der Leber durch elektromagnetische bzw. thermische Energie (Radiofrequenzablation / RFA; Kryotherapie; Laser-induzierte Thermoablation / LIT). Bei bestimmten Tumorarten kann auch eine Injektion von konzentriertem Alkohol in das Tumorgewebe durchgeführt werden(PEI).
Die Entscheidung über das am besten geeignete Verfahren ist von vielen Faktoren abhängig und stets individuell zu treffen. Im Rahmen eines solchen Gesprächs werden Sie bei uns auch eingehend über Risiken und Besonderheiten der Leberoperation informiert werden. Solche Risiken können beispielsweise Blutungen, Leberfunktionsstörungen, Gallefisteln oder die Verletzung von benachbarten Organen sein.
Wir werden durch geeignete Operationsstrategien und die erforderliche technische Ausstattung sowie durch eine sorgfältige und sachkundige Nachbehandlung Sorge tragen, dass diese Risiken minimiert werden.
Lebertransplantation
Die durchgreifendste chirurgische Therapie an der Leber ist der Ersatz des Organs durch eine Lebertransplantation. Diese Operation können wir am Krankenhaus der Augustinerinnen nicht durchführen, denn sie ist durch den Gesetzgeber an eine ministerielle Genehmigung gebunden, die in Deutschland nur Universitätskliniken innehaben. Durch langjährige persönliche Erfahrung in der Durchführung von Lebertransplantationen können wir Ihnen aber diesbezügliche Fragen beantworten bzw. Sie an geeignete Programme weiterleiten.
Laparoskopische Leberchirurgie
Einige ausgewählte Leberoperationen können heutzutage auch in laparoskopischer, also minimal-invasiver Technik durchgeführt werden. Beispiele hierfür können diagnostische Punktionen(gezielte Gewebeproben), aber auch die Entfernung von Lebertumoren geeigneter Lokalisation sein.
Ein weiteres Einsatzgebiet der laparoskopischen Leberchirurgie ist die Behandlung von Lebertumoren durch Radiofrequenzablation (RFA). Durch den Einsatz modernster Geräte, wie des laparoskopischen, intraoperativen Ultraschalls können Tumore der Leber exakt lokalisiert und anschließend mit einer Radiofrequenzsonde zerstört werden. In welchen Situationen eine solche Therapie zur Behandlung von Lebertumoren bzw. Lebermetastasen in Frage kommen kann, muss in jedem individuellen Einzelfall entschieden werden.