Seit 100 Jahren kommen im „Klösterchen“ kleine „Kölnerchen“ sicher und geborgen auf die Welt. Für das Kölner Kinderdreigestirn 2023 ist es Ehrensache zum Geburtstag zu gratulieren und die neue Wochenstation am 13.02.2023 zu eröffnen, denn zwei von Ihnen sind waschechte Kölnerchen.
1.990 kleine Kölnerinnen und Kölner erblickten im Jahr 2022 in der Südstadt das Licht der Welt. Mit diesem Geburtenrekord geht die Geburtsklinik im Severinsklösterchen in ihr Jubiläumsjahr. In diesen 100 Jahren macht neben der Tradition vor allem eines die Klinik aus: die stetige Erneuerung zum Nutzen von Mutter und Kind.
Tradition und frühe Pioniere: von der Belegabteilung zur familienorientieren Geburtshilfe
Wurden die ersten Frauen, die im Severinsklösterchen ab 1923 ihr Kinder bekamen, noch durch Belegärzte betreut, wurde erst nach Errichtung des Neubaus in der Severinstraße die erste gynäkologische Abteilung in dem Südstadt-Krankenhaus errichtet. In den folgenden Jahrzehnten wurde die gynäkologische und geburtshilfliche Abteilung immer weiter spezialisiert und professionalisiert, bis in den 70er Jahren schließlich die Wurzeln für die Geburtshilfe nach heutigem Verständnis gelegt wurden. Chefarzt Dr. Rudolf Koof ging für damalige Zeiten revolutionäre Wege und entwickelte gemeinsam mit Hebammen einen neuen Ansatz in der Geburtshilfe: Die Kreissäle wurden so umgestaltet, dass gebärende Frauen sich dort wohlfühlen konnten – die vorherige kalte und unpersönliche Atmosphäre wurde verändert, damit Frauen sich nicht nur medizinisch gut betreut, sondern auch menschlich gut aufgehoben fühlen konnten. Eine weitere bahnbrechende Veränderung, die bis heute die Geburtshilfe prägt: das „Rooming in“. War es zuvor üblich, die Neugeborenen in getrennten Räumlichkeiten von ihren Müttern zu versorgen, führte Dr. Rudolf Koof mit seinem Team das „Rooming in“ ein und übernahm damit eine Vorreiter-Rolle in der Geburtshilfe. Unter seiner Leitung wurden Mütter und Kinder in gemeinsamen Zimmern untergebracht, die Mutter konnte sich direkt um ihr Baby kümmern, Pflege und Versorgung selbst übernehmen.
Innovationsgeist aus Tradition
Dieser Innovationsgeist zeichnet die Geburtshilfe im „Klösterchen“ bis heute aus. In den letzten 20 Jahren wurde dieser unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jan Schmolling fortgesetzt, der gemeinsam mit seiner Abteilung Jubiläum feiert – er trat seine Chefarztposition im Krankenhaus der Augustinerinnen am 1. Januar 2003 an. Seither ist erneut viel passiert: Die Geburtenzahl hat sich in dieser Zeit verdoppelt, Kreißsaal und Wochenstation wurde kurz nach seinem Antritt vollständig renoviert, vor gut drei Jahren wurden Kreißsaal mitsamt OP und Kreißsaalambulanz erneut komplett neu konzipiert und fertiggestellt, und auch konzeptionell haben er und sein Team aus Hebammen, Medizinern und Pflegefachkräften immer wieder Neuerungen entwickelt. „Wir stellen uns immer wieder die Frage, was wir noch besser machen können, was Mütter, Kinder und auch Väter wirklich brauchen und wie wir dazu beitragen können, dass der gemeinsame Start ins Leben nicht nur medizinisch auf einem Top-Niveau ist, sondern auch auf menschlicher Ebene gut verläuft“, erklärt Prof. Dr. med. Schmolling das Erfolgsrezept seiner Abteilung. Für ihn dabei ganz zentral ist der Teamgeist seiner Klinik: „Man sagt, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen. Wir glauben, dass das für die Geburt eines Kindes ähnlich gilt. In der Schwangerschaft, unter der Geburt und auch in der Zeit danach brauchen Frauen, Kinder und auch Väter nicht nur gute Hebammen und versierte Ärztinnen, sondern ein gut eingespieltes multiprofessionelles Team, das sie zugewandt und bindungsorientiert begleitet. Daher entwickeln wir die Abteilung immer gemeinsam im Team weiter, greifen auf die Erfahrungen und Ideen aller Berufsgruppen zurück und versuchen dann, unsere Arbeit so auszurichten, dass sie ganz im Sinne der Frauen ist, die uns ihr Vertrauen für die Geburt ihres Kindes geben.“
Geburtshilfe heute: Förderung der Bindung von Eltern und Kind von Beginn an
Mit diesem „Rezept“ hat sich die Geburtshilfe im Krankenhaus der Augustinerinnen auch in den letzten Jahren noch einmal entscheidend weiterentwickelt. Ausgehend von der Frage, was Mutter und Kind – und auch der Vater – wirklich brauchen, um gemeinsam einen guten Start ins Leben zu haben, hat das Team um Prof. Dr. med. Jan Schmolling das Konzept von der Hilfe rund um die Geburt auf die Bindungsorientierung fokussiert: Direkt nach der Geburt (auch nach einem Kaiserschnitt) kommt es zum Hautkontakt zwischen Eltern und Kind, die junge Familie bekommt in den Räumlichkeiten des Kreißsaales viel Zeit um sich in aller Ruhe kennenzulernen und auch auf der Wochenstation wird der Hautkontakt zwischen Eltern und Kind möglichst selten unterbrochen. Neben diesem „Haut auf Haut“-Konzept gehört zum Verständnis einer bindungsorientierten Geburtshilfe im Severinsklösterchen auch ein ausführliches Gespräch zur Geburtsanmeldung und eine persönliche und individuelle Betreuung vor, während und nach der Geburt. Für die vorgeburtliche Betreuung stehen in der erst 2019 geschaffenen Kreißsaalambulanz modern ausgestattete Räumlichkeiten zur Verfügung. Im Kreißsaal ermöglichen sechs Entbindungsräume verschiedene Geburtspositionen und Wassergeburten und sind so eingerichtet, dass werdende Eltern sich dort gut aufgehoben fühlen. „Selbstverständlich ist die Sicherheit von Mutter und Kind eine ebenso große Maxime unseres medizinischen Handelns“, erklärt Prof. Dr. Jan Schmolling. „Frauen, die sich entscheiden, bei uns ihr Kind zur Welt zu bringen, schenken uns großes Vertrauen. Diesem Vertrauen begegnen wir mit einem sehr hohen medizinischen Standard und einer sehr persönlichen Atmosphäre gleichermaßen.“
Zur Risikominimierung arbeitet das Team beispielsweise eng mit Neonatologen und den Anästhesisten des Krankenhauses zusammen. Zwei direkt an den Kreißsaal angebundene OP-Säle machen einen zunächst ungeplanten Kaiserschnitt jederzeit möglich und letztendlich profitieren Mutter und Kind von der großen Erfahrung des Klinikteams, das im letzten Jahr so viele Geburten betreut hat wie kein anderes in Köln.
Das Konzept der Geburtshilfe im Severinsklösterchen geht dabei über die medizinische Betreuung vor, während und nach der Geburt hinaus: Die Elternschule „Neue Kölner e.V.“ hat ihren Sitz auf dem Gelände des Krankenhauses und arbeitet sehr eng mit dem Team der Klinik zusammen. Neben Kursen zur Geburtsvorbereitung, Bewegungsangeboten vor und nach der Geburt und speziellen Kursen für Väter gibt es hier auch ein umfassendes Beratungsangebot, Stillberatung und -café, Angebote zur Krisenintervention bei Wochenbettproblemen und eine Hebammenambulanz. „Geburtshilfe umfasst nach unserem Verständnis viel mehr als die medizinische und menschliche Begleitung der Geburt selbst“, sagt Prof. Dr. Jan Schmolling. „Geburtshilfe hat auch die Aufgabe, Menschen dabei zu begleiten, eine Familie zu werden. Die Elternschule bietet mit ihren vielfältigen Angeboten hier großartige Unterstützung – sowohl vor als auch nach der Geburt. Die Zusammenarbeit mit dem Team von „Neue Kölner“ ist daher ein ganz zentraler Bestandteil unseres Konzeptes von Geburtshilfe.“
Im Jubiläumsjahr: eine neue Station für frischgebackene Familien
Die stetige Weiterentwicklung der Geburtshilfe im Krankenhaus der Augustinerinnen umfasst auch die Räumlichkeiten der Klinik. So wurde in den letzten Monaten große Teile der Wochenstation Monika renoviert. Ganz im Sinne des Gesamtkonzeptes der Geburtshilfe wurde auch hier großer Wert auf eine persönliche und wohnliche Atmosphäre gelegt. In 8 modernisierten und renovierten Zimmern können Mutter und Kind und auf Wunsch auch Väter nun die ersten gemeinsamen Tage verbringen – fernab vom manchmal hektischen Klinikalltag und in einer persönlichen und zugewandten Atmosphäre. „Die Investition in optimale strukturelle Voraussetzungen für eine medizinische Top-Versorgung ist heute in der Geburtshilfe leider keine Selbstverständlichkeit“, so Prof. Dr. med. Jan Schmolling. „Wir freuen uns daher sehr, dass im Krankenhaus der Augustinerinnen in die Geburtshilfe investiert wird, während in vielen anderen Häusern die geburtshilflichen Abteilungen geschlossen werden.“ Mit dem Team des Severinsklösterchens freuen sich auch zwei ganz besondere „Kölnerchen“, die vor einigen Jahren in der Südstadt das Licht der Welt erblickten: Prinz Tim II. und Bauer Matheo des Kinderdreigestirns dieser Session sind im Krankenhaus der Augustinerinnen zur Welt gekommen, daher ist es für sie „Ehrensache“, die neue Wochenstation in „ihrem“ Geburtskrankenhaus am 13. Februar 2023 feierlich zu eröffnen. Hier schließt sich übrigens ein Kreis: Hans Becker, das erste Kind, das 1923 im Krankenhaus der Augustinerinnen auf die Welt kam, war später langjähriger Präsident der Kölner Prinzengarde.
Mit Tradition in die Zukunft: Ausbau und zusätzliche Angebote
Auch in Zukunft wird das Geburtshilfe-Team des Severinsklösterchen seiner Tradition treu bleiben und stets die Frage nach den Bedürfnissen von (werdenden) Mütter, Vätern und Neugeborenen in den Mittelpunkt ihrer Erneuerung stellen. Die ersten Schritte dazu sind bereits in konkreter Planung: Der Bau einer zusätzlichen Station für Gynäkologie und Geburtshilfe, die weitere sieben komfortable Einzel- und Doppelzimmer auf modernstem Standard bereitstellen wird, ist kurz vor dem Start – die Eröffnung ist für das Jahr 2024 geplant. Und auch konzeptionell steht die nächste Innovation an: das „Kölner Wochenbett“ bietet bereits jetzt eine Wochenbettambulanz in der Elternschule „Neue Kölner“ an, ab Frühjahr ist auch die häusliche Betreuung nach der Geburt für Frauen geplant, die in Zeiten des Hebammenmangels keine Nachsorge-Hebamme finden konnten. „Das ist leider immer häufiger der Fall und mit dem Angebot einer nachgeburtlichen Betreuung in der Elternschule oder zu Hause sorgt das Hebammen-Team der Elternschule dafür, dass Familien auch nach der Entbindung in guten Händen sind“, erklärt Prof. Dr. Jan Schmolling die Idee. Damit reiht sich ein weiteres innovatives Angebot in die 100-jährige Tradition der Geburtshilfe im Severinsklösterchen, die stets von der Frage angetrieben war und ist, was (werdende) Mütter und ihre Kinder wirklich brauchen.