Unterschenkel

Frakturen | Therapien

Brüche des Schienbeins (Tibia)

Brüche des Schienbeines können in vier Typen bzw. Regionen unterteilt werden: Schienbeinkopf-, und Schienbeinschaftbrüche sowie in Brüche des Pilon tibiale und des oberen Sprunggelenkes. Brüche des Wadenbeines werden zueist nur auf Höhe des oberen Sprunggelenkes versorgt. Allen Brüchen ist in ihrer Entstehung das Auftreten von grober Gewalt gemein.

Schienbeinkopfbrüche: Der Schienbeinkopf trägt den gelenkbildenden Teil des Schienbeines. Eine exakte Wiederherstellung der Gelenkflächen ist notwendig. Kommt es daher zu einer Verschiebung des Bruches mit Gelenkbeteiligung, so ist eine Operation angezeigt. Auch hierbei steht uns ein vielfältiges Sortiment an Fixierungssystemen zur Verfügung, das ggf. auch arthroskopisch unterstützt eingesetzt werden kann. Es kommen (winkelstabile) Platten, (Feingewinde-) Schrauben, Nägeln und Drähten zum Einsatz. Es hat sich gezeigt, dass es trotz genauer Rekonstruktion der Gelenkflächen zu einem verfrühten Verschleiß (Arthose) im Kniegelenk kommen kann.

Konservativer und operativer Therapie folgt eine bis zu 12-wöchige Entlastung der verletzten Extremität. Eine Metallentfernung ist nach einem Jahr möglich.

Schienbeinschaftbrüche: Diese Brüche werden in der Regel operativ versorgt. Als besonderes Risiko bei der Unterschenkelfraktur besteht die Gefahr einer durch Schwellung bedingten Druckzunahme in den Muskellogen, wodurch die innerhalb dieser Logen verlaufenden Nerven und Gefäße komprimiert werden, was neben Gefühlsstörungen Durchblutungsstörungen zur Folge haben kann (Kompartmentsyndrom). Hierbei ist eine sofortige Eröffnung der Haut und Muskellogen erforderlich. Zur Stabilisierung des Knochens verwenden wir in der Regel einen in den Markraum des Knochens vorgebrachten Nagel. Es kommen jedoch auch Schrauben und selten auch Platten zum Einsatz. Eine starke Weichteilschädigung kann die Verwendung eines äußeren Festhalters (Fixateur externe) notwendig machen.

In Abhängigkeit der Bruchform und Versorgung des Bruches ist eine Entlastung des Beines individuell zu besprechen. Die Heilung des Knochens kann bis zu 4 Monate dauern. Eine Materialentfernung empfehlen wir nach einem Jahr.

Brüche des Pilon tibiale: Mit Pilon (französisch für Stößel) wird der sprunggelenknahe Teil des Schienbeins benannt. Brüche in diesem Bereich sind schwere Verletzungen, die oftmals auch das Sprunggelenk miteinschließen. Eine konservative Therapie ist hier nur in Ausnahmefällen möglich. Nahezu immer erfolgt eine operative Therapie, mit dem Ziel der achsengerechten Wiedereinrichtung des Bruches. Anatomische Besonderheiten in diesem Skelettabschnitt bedingen oftmals einen langwierigen Heilungsverlauf. Operativ kommen hier spezielle (winkel-)stabile Plattensysteme, äußeren Festhalter sowie ergänzend Schrauben und Drähte zum Einsatz. Über eine Materialentfernung wird individuell entschieden.

Brüche des oberen Sprunggelenks

Verletzungsursache dieser Brüche sind zumeist Umschlag- oder Verdrehtraumen. Das Verletzungsspektrum reicht von leichten nicht operativ zu behandelnden Knöchelbrüchen bis zu hoch instabilen Brüchen aller beteiligter Knochen, die mit äußeren Festhaltern, Platten, Schrauben, Drähten und Zurrdrähten versorgt werden müssen. Begleitend ist hier oft der dünne Weichteilmantel stark geschwollen, was die Versorgung erschwert.

Außenknöchelbrüche (Malleolus lateralis) werden typischerweise mit einer Platte versorgt, Brüche des Innenknöchels (Malleolus medialis) mit Bohr- und Zurrdrähten (Zuggurtungsosteosynthese). Bei schweren Sprunggelenksbrüchen ist oftmals noch der vordere oder hintere gelenkbildende Schienbeinanteil gebrochen (Volkmann-Dreieck). Überschreitet es eine bestimmte Größe, ist eine Schraubenversorgung notwendig.

Ist zudem noch der Bandkomplex gerissen, der Schien- und Wadenbein verbindendet (Syndesmose), so ist eine beide Knochen verbindende Schraube einzubringen. Diese hält beide Knochen fest verbunden, so dass der Bandkomplex heilen kann. Diese Schraube wird in der Regel nach 6 Wochen entfernt.

Zumeist schließt sich eine Ruhigstellung mit nur eingeschränkter Belastung für 6 Wochen an. Nach einer neuerlichen Röntgenkontrolle kann dann die Steigerung der Belastung geplant werden. Eine Materialentfernung empfehlen wir üblicherweise nach einem Jahr.
 

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