Hallux valgus
Umfassende Versorgung und individuelle Betreuung
Unter einem Hallux valgus versteht man den nach außen schiefstehenden Großzeh. Dieser ist nicht nur optisch auffällig, er verursacht auch zunehmend Fußschmerzen. Er ist die häufigste Fehlstellung am Vorfuß. Durch das Ausbilden eines sogenannten „Ballens“ am inneren Fußrand kommt es zu Schuhproblemen und Druckstellen bis hin zu offenen Wunden und chronischen Entzündungen.
Der große Zeh verdrängt zunehmend die daneben liegenden Kleinzehen und legt sich manchmal sogar darunter oder darüber. Dies führt oft zu weiteren Fehlstellungen am Fuß. Ursache für diese Veränderung ist das Abweichen des ersten Mittelfußknochens zur Fußinnenseite, sodass das Großzehen-Grundgelenk immer weiter nach innen verlagert wird. Bei dem entstehenden Ballen handelt es sich in Wirklichkeit also um das verschobene Mittelfußköpfchen. Der Großzeh wird aber durch Muskeln und Bänder daran gehindert, sich mit nach innen zu verlagern und stellt sich deshalb quer. Er wird sozusagen nach außen gezügelt. Die dadurch verursachte relative Verlagerung der Streck- und Beugesehnen führt zu einer weiteren Verstärkung der Fehlstellung. Außerdem verändern sich durch den Hallux valgus die Gewichtsverteilung auf dem gesamten Fuß und die Abrollbewegung beim Gehen. Das führt häufig zu beträchtlichen Beschwerden.
Diagnostik
In den meisten Fällen liegen belastungs- und schuhwerkabhängige Beschwerden am Großzehenballen, häufig auch an der benachbarten Ballenregion, vor. Die wegweisenden Befunde werden in der körperlichen Untersuchung ermittelt. Anhand von Röntgenaufnahmen des Fußes im Stehen können wir uns ein genaueres Bild ihrer knöchernen Fehlstellung machen, welches dann die Therapieplanung unterstützt.
Therapie
Konservativ (ohne OP) können akute Schmerzen und Entzündungen gelindert werden. Sie sollten weite, weiche Schuhe tragen. Es können orthopädische Einlagen angepasst werden. Die Stärkung Ihrer Fußmuskulatur durch krankengymnastische Übungen oder Spiraldynamik kann zumindest Erleichterung bringen. In den meisten Fällen nimmt ihre Fehlstellung trotz der konservativen Maßnahmen langfristig weiterhin langsam zu, sodass eine operative Versorgung zur tatsächlichen Korrektur der Fehlstellung erforderlich wird.
Die Art der operativen Behandlung richtet sich zum einen nach dem Ausmaß der Fehlstellung, zum anderen nach der Stabilität des Fußwurzelgelenks, der Stellung des Rückfußes (Ferse) als auch anderen Faktoren, wie Begleiterkrankungen, dem körperlichen Allgemeinzustand, sozialen Komponenten (z.B. Beruf) und individuellem Belastungsprofil.
Neben der wieder geraden Ausrichtung des Großzehs und der Entfernung des Ballens ist das Ziel aller Operationsmethoden die Rückverlagerung der Sehnenverläufe. Insbesondere dadurch soll dauerhaft ein Wiederkehren der Fehlstellung verhindert werden. Im Folgenden möchten wir Ihnen die häufigsten Operationsmethoden hierfür vorstellen. Welche genau für Ihren Fuß in Frage kommt, muss individuell geklärt werden. Bei allen Methoden wird die Zügelung des Großzehengrundgliedes am Grundgelenk gelöst, um eine gerade Ausrichtung des Großzehs zu ermöglichen. Hierdurch kann auch die Zugrichtung der Sehnen schon zum Teil korrigiert werden.
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Chevron- oder Austin-Osteotomie
Bei noch nicht weit fortgeschrittenen Abweichungen kann durch Verschieben des Mittelfußköpfchens eine wieder Geraderichtung des Großzehs erreicht werden. Hierzu wird der erste Mittelfußknochen V-förmig durchtrennt und das Köpfchen wieder zu den anderen Mittelfußknochen hingeschoben. Anschließend wird die Stellung durch eine Schraube fixiert. Hierdurch richtet sich der Großzeh wieder gerade aus und die Sehnen wirken wieder in gerader Richtung.
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Basisnahe Osteotomien
Mit dieser Methode können auch größere Achsabweichungen korrigiert werden. Der erste Mittelfußknochen wird hierbei näher im Bereich der Basis und über eine längere Strecke durchtrennt. Durch Umschwenken bzw. Verschieben des köpfchentragenden Anteils in Richtung des zweiten Mittelfußknochens kann der Winkel zwischen beiden normalisiert werden. Der Großzeh richtet sich dann wieder gerade aus. Befestigt wird die Osteotomie durch kleine Titan-Schrauben.
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Lapidus-Arthrodese / TMT-1-Arthrodese
Bei großen Abweichungen des ersten Mittelfußknochens oder bei Instabilität (d.h. pathologischer Überbeweglichkeit) des Gelenks zwischen Fußwurzel und dem ersten Mittelfußknochen (TMT-I-Gelenk) kann eine Versteifung dieses Gelenks sinnvoll sein. Da dieses Gelenk im gesunden Zustand straff geführt ist und auch im gesunden Zustand nur geringe Wackelbewegungen zulässt, bedingt eine Versteifung hier keine wesentliche Reduktion der Beweglichkeit und erlaubt durch die Stabilisierung eine Korrektur der Statik.
Eine krankhaft erhöhte Beweglichkeit dieses Gelenks hingegen wird als eine häufige Ursache für die Entstehung eines Hallux valgus angesehen. Ist es durch die entstandene Überbeweglichkeit dieses Gelenks schon zu einem Einknicken im Bereich der Ferse, also zu einem leichten Knickfuß gekommen, ist diese Operation besonders erfolgsversprechend im Hinblick auf die Korrekturmöglichkeiten und das Rezidivrisiko.
In diesem Verfahren werden die entsprechenden Gelenkflächen von Knorpel befreit und die Knochen in korrigierter Stellung aufeinandergestellt. Danach werden die Knochen mit einer Schraube und einer winkelstabilen Platte miteinander verbunden, damit sie knöchern verwachsen. Aus zwei Knochen wird dadurch einer. Dieses Verfahren kann ggfs. auch mit einer Chevron-Osteotomie (s.o.) oder eine Akin-Osteotomie (s.u.) kombiniert werden.
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Akin-Osteotomie
Manchmal kann durch die o.g. Verfahren keine ganz korrekte Stellung des Großzehs erreicht werden – insbesondere dann, wenn eine Fehlform des Grundgliedes vorliegt. Einen Knick innerhalb der Großzehe beheben wir, indem ein kleiner Keil aus dem Knochen entfernt und der entstehende Winkel geschlossen werden. Die Osteotomie wird durch eine Schraube oder eine Klammer fixiert. In den meisten Fällen handelt es sich bei der Akin-Osteotomie um einen zusätzlichen Eingriff im Kombination mit anderen Korrekturmethoden.
Gut zu wissen: Die Beweglichkeit Ihres Sprunggelenks und der Zehen wird durch die Hallux-valgus-OP nicht beeinträchtigt.